Kartoffel-Hirse-Bratlinge mit Paprika-Tahin-Soße

Sonntag, Februar 07, 2016


Warum ich selten ohne Einkaufsliste Lebensmittel einkaufe? Weil sich sonst regelmäßig solche Szenen abspielen würden: Ich stehe bei unserem Obst- und Gemüsehändler. Ganz spontan, möchte nur ein paar Dinge fürs Wochenende besorgen. Mama Gemüsehändler fragt: "Na, Bianca, was darf's denn sein?" (Zur Erklärung: Mein Gemüsehändler ist im Grunde eine Gemüsehändler-Familie, bestehend aus Mama, Papa, Tochter, Sohn).

Bei meiner Gemüsehändler-Familie herrscht übrigens ein striktes Selbstbedienungsverbot. Das ist fantastisch. Keine Tomaten, die vom vielen Betätscheln und Drücken schon weiche Stellen haben. Stattdessen jemand, der mir Obst und Gemüse passgenau in meinen Korb legt. Die Bananen etwas reifer. Die Äpfel säuerlich, bloß keine süße Sorte. Man kennt sich.


Ich kratze mich am Kopf. Ja, was darf es denn nun sein? Ich fange beim Obst an. Orangen. Doch welche? Die supersaftigen, ideal zum Auspressen? Oder lieber die, die sich so leicht schälen lassen? Mama Gemüsehändler empfielt mir die mit der weichen Schale. Gut. Weiter mit den Birnen. Mama Gemüsehändler kennt die Sorten beim Namen, mich lacht eine Bio-Birne an, die, wie ich erfahre, eine ganz alte Sorte ist. Schon wandern ein paar Exemplare in meinen Korb. So geht es munter weiter, von Süßkartoffeln über Brokkoli bis hin zu Feldsalat und Wirsing.

Ehe ich mich's versehe, ist der Korb randvoll. Bei Obst und Gemüse setzt es bei mir aus. Mit Einkaufsliste wäre das nicht passiert. Ohne Liste sind schon Dinge in meinem Korb gelandet, bei denen ich mich Zuhause gefragt habe, was ich damit alles anstellen soll. Bergeweise Sauerampfer. Limetten über Limetten. Rote Zwiebeln plus Schalotten plus Gemüsezwiebeln (wer braucht so viele Zwiebeln auf einmal?). Und nun: Da ist es der Koriander.



Völlig aus dem Häuschen, dass frischer Koriander vorrätig ist, landen drei Bund in meinem Korb. Wie das duftet! Stolz trage ich meine Ausbeute nach Hause. Und es versteht sich von selbst, dass alle Lebensmittel verwertet werden. Auch die, die sich Zuhause als etwas unglücklich gewählt erweisen sollten. Da bin ich rigoros. Und Koriander? Koriander kann nie ein Fehlkauf sein.
Ich weiß, dass Koriander polarisiert. Die einen lieben ihn (ja!), die anderen hassen ihn. Wie sieht's bei euch aus? Ich hoffe sehr, dass ihr Korianderfans seid. Nicht nur, dass Koriander Speisen ein ganz typisches Aroma verleiht, er ist auch noch übergesund. Gilt als Superfood. Reich an Vitamin C, A und K. Und hat zudem das Potenzial, entgiftend und antientzündlich auf den Körper zu wirken - ideal also bei entzündlichem Geschehen im Körper bei Rheuma oder Hashimoto.

Bei diesen Bratlingen wird der Koriander mitgebacken. Natürlich entfaltet er sein Potenzial am besten, wenn er roh genossen wird. Daher mein Tipp: Streut frisch gehackten Koriander über die Bratlinge, das intensiviert das Aroma und ihr kommt in den vollen Genuss seiner antioxidativen Eigenschaften.


Diese kleinen Bratlinge sind extrem einfach in der Zubereitung. Es ist kein Bindemittel wie Johannisbrotkernmehl, gemahlener Leinsamen oder ähnliches nötig: Gekochte Hirse und Kartoffel ergeben eine saftige, gut zusammenhaltende Bratlingsmasse. Neben frischem Koriander sorgen Gewürze wie Kreuzkümmel und Ingwerpulver für indisches Flair. Für alle Koriander-Hasser der Tipp: Ihr könnt die Bratlinge stattdessen auch mit glatter Petersilie zubereiten.

Der Clou bei diesem Gericht ist die Paprikasoße. Sie schmeckt fruchtig, leicht säuerlich und dank Sesammus etwas herb. Die Paprika könnt ihr leicht selbst häuten, indem ihr sie im Ofen so lange grillt, bis die Haut dunkel wird und Blasen wirft. Dann muss sie nur noch mit den übrigen Zutaten zu einer cremigen Soße gemixt werden, was ein Kinderspiel ist. Die Soße kann übrigens auch am Tag zuvor vorbereitet werden, so dass ihr sie nur noch aufwärmen müsst.

Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, hin und wieder die Einkaufsliste Zuhause zu lassen?


Für 14 Bratlinge braucht man:
250 g Kartoffeln, vorwiegend festkochend
200 g Hirse
500 ml Wasser
1 EL Olivenöl
1/2 Bund Koriander (ca. 2-3 gehäufte EL gehackten Koriander)
1 gehäufter TL Salz
1/2 TL Ingwerpulver
1/2 TL Kreuzkümmel, gemahlen
1/2 TL Kurkuma
1/4 TL Chilipulver
frisch gemahlenen schwarzen Pfeffer
1 kleine Knoblauchzehe
2-3 EL Öl zum Braten

Für die Soße braucht man:
2 rote Paprika (zusammen ca. 500 g)
1 EL Olivenöl
2 leicht gehäufte EL Tahin (40 g)
2 EL Zitronensaft
50 ml Wasser
1 TL Salz
etwas frisch gemahlenen schwarzen Pfeffer

So geht es:
1. Kartoffeln schälen, klein würfeln und in einem Topf mit etwas Wasser aufsetzen. Die Kartoffeln in 15-20 Minuten weich kochen. Hirse in einen zweiten Topf geben, mit 500 ml Wasser aufgießen, aufkochen lassen und dann in ca. 15 Minuten bei niedriger Hitze gar köcheln, bis das Wasser vollständig aufgesaugt ist.

2. Die gar gekochten Kartoffeln abgießen und mit einem Kartoffelstampfer (oder einer Gabel) zu Püree stampfen. Mit der Hirse vermengen. Koriander waschen, gut abtrocknen und fein hacken. Koriander mit allen Gewürzen und dem Öl zum Kartoffel-Hirse-Gemisch geben. Die Knoblauchzehe schälen und dazu pressen. Die Masse gut verrühren, beiseite stellen und etwas abkühlen lassen.

3. In der Zwischenzeit den Ofen auf die höchste Grillstufe einstellen und ein Ofenblech mit Backpapier belegen. Die Paprikaschoten waschen, vierteln und die Kerne entfernen. Die Paprikaviertel mit dem Rücken nach oben aufs Blech legen. Die Viertel mit dem Olivenöl bepinseln und für 15-20 Minuten im Ofen grillen. Die Paprika sind fertig, wenn die Haut schwarze Blasen wirft. Dann das Blech aus dem Ofen holen und die Paprika fünf Minuten mit einem feuchten Küchenhandtuch zudecken.

4. In der Zwischenzeit die Zitrone auspressen und zwei Esslöffel Zitronensaft in einen Mixer geben. Tahin, Wasser, Salz und Pfeffer hinzufügen. Die Paprikaviertel häuten und ebenfalls in den Mixer geben, dann alles auf höchster Stufe in ein bis zwei Minuten zu einer glatten Soße mixen. Abschmecken und ggf. nachwürzen.

5. Aus der mittlerweile etwas abgekühlten Bratlingsmasse 14 flache Bratlinge formen. In einer großen Pfanne 2 Esslöffel Öl erhitzen und die Hälfte der Bratlinge darin von beiden Seiten goldbraun braten. Im Ofen warm halten und die zweite Hälfte der Bratlinge fertig braten, ggf. einen weiteren Esslöffel Öl hinzugeben.

6. Die Paprikasoße in einen kleinen Topf geben und erwärmen, zusammen mit den Bratlingen servieren.


Enjoy ❤! Eure

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7 Kommentare

  1. Das klingt wirklich nicht schlecht - so einen Obst- und Gemüsehändler hätte ich auch gern in der Nähe. Aber dafür verkauft der Gärtner ab und an etwas frisches, was er neben den Blumen noch so in seinem Gewächshaus findet^^
    Und dein Rezept ist echt klasse - die Bratlinge muss ich unbedingt mal probieren :)

    Liebe Grüße
    Elsa

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    1. Huhu Elsa,
      ja, probiere die Bratlinge gern mal aus, ich bin gespannt, ob sie dir auch so gut schmecken. Ganz ehrlich, meinen Obst- und Gemüsehändler hätte ich mir besser nicht schnitzen können. Ist ein kleines Schlaraffenland, weil es dort auch andere tolle Lebensmittel gibt, wie Nussmuse, verschiedene Pflanzenmilchsorten, glutenfreie Nudeln, Bio-Gewürze und und und ... Dein Gärtner klingt aber auch super - frischer und regionaler geht ja wohl kaum :-)!
      Liebe Grüße
      Bianca

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  2. Ich bin bei Koriander auch etwas zwiegespalten. Ich habe schon Gerichte gegessen, die für mich total nach Spülmittel geschmeckt haben haha. Trotzdem klingen deine Bratlinge so gut, dass ich eventuell dennoch nochmal einen Versuch wagen werde ;)

    Liebe Grüße
    Lena | www.healthylena.de

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    1. Huhu Lena,
      den Spülmittelvorwurf gegen Koriander habe ich auch schon gehört ;-)! Schon witzig, wie so ein kleines Kraut so unterschiedliche Geschmacksempfindungen hervorrufen kann. Mein Mann z. B. hält es wie Elisabeth, die auf meiner Facebookseite so nett schrieb: "Alles ist besser mit Koriander!" (Elisabeth, dieser Satz ist so, so, so cool! Und so wahr ;-))
      Du kannst die Bratlinge aber auch gern mit Petersilie zubereiten, obwohl es natürlich schön wäre, wenn du dem Koriander noch eine kleine Chance gibst :-).
      Liebe Grüße
      Bianca

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  3. Ich bin ehrlich. Ich HASSE Koriander! Da schüttelt es mich!
    Aber ich lieeebbbee Paprikasauce! Die gibts bei uns auch soo oft, meist mit Mandelmus statt Sesammus. Einfach, Schnell und ideal für Kleinkinder.
    Und ich liebe Obst und Gemüsehändler! Hab ich doch auf dem Viktualienmarkt Gemüse vertickt ;) Da bleibt einfach was haften, hihi.
    Alles Liebe!

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    1. Huhu Lucy,
      das nenne ich doch mal eine Ansage *lach*. Hätte mich auch gewundert, wenn ich so gar keine Gegenstimmen zum Koriander gehört hätte ;-).
      Mit Sesammus ist diese Soße vielleicht nicht unbedingt was für Kleinkinder, da ist deine Version mit Mandelmus garantiert passender. Ich glaube, die Begeisterung für herb-bitteren Geschmack kommt erst 'ne Weile später ;-) (war jedenfalls bei mir so, aber jeder Jeck ist anders).
      Wie cool, du hast auf dem Viktualienmarkt gearbeitet?! Das wäre mein Untergang bzw. der meiner Geldbörse *lach*.
      Liebe Grüße
      Bianca

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    2. Liebe Bianca,
      och meine Tochter findet Sesam pur ziemlich geil und Tahin isst sie vom Löffel, aber ich finde die Sauce mit Mandelmus feiner :)
      Ach die Zeit auf dem Viktualienmarkt war der Hammer! Mein Chef war Koch und bei uns kauften alle Köche der Stadt ein, also die Namenhaften! So wurde ich zum Beispiel mal von Volker Mehl bekocht und stand mit Tim Mälzer kurz vor der Kamera.
      Und was ich super fand, es wurde kaum was weggeworfen, sondern an Bedürftige verschenkt oder an uns Mädels. So kamen wir immer an richtig gutes Gemüse und das auch noch kostenfrei :)

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